Low Carb

In einer perfekten Welt könntest du essen, was dir schmeckt und würdest dein Wohlfühlgewicht ohne Probleme halten. Stellen wir uns den Tatsachen! Wenigstens die Hälfte aller Deutschen ist zu dick. Egal, ob du ein paar Pfund verlieren möchtest oder mehreren Kilos den Kampf ansagen willst, ein Plan muss her. Low Carb ist nicht als Diät zu verstehen, sondern umfasst unterschiedliche Ernährungskonzepte. Alle haben etwas Entscheidendes gemeinsam. Der Schlüssel liegt darin, Kohlenhydrate streng zu limitieren oder komplett zu streichen.

 

Keine neue Modeerscheinung

Entwickelt wurde diese Ernährungsform im 19. Jahrhundert. Der Engländer William Banting schrieb ein Buch, in dem er von der Diät berichtete, die sein Arzt im zur Gewichtsreduktion verordnet hatte. Auf dem Speiseplan des übergewichtigen Bestattungsunternehmers stand überwiegend Fleisch. Schenken wir seinen Ausführungen Glauben, verlor er mehr als 20 Kilo in einem Jahr. Schnell verbreitete sich die frohe Kunde bis nach Deutschland, wo sie sich als Banting-Kur einen Namen machte. Robert Atkins verhalf dem Low Carb Prinzip in den 70 ger Jahren zu neuer Popularität. Mit der Atkins Diät hielt eine Ernährungsform Einzug, bei der Kohlenhydrate grade zu Beginn drastisch reduziert werden.

 

Wie funktioniert das Ganze?

Low Carb ist kein Hexenwerk und fast alles, was du wissen musst, steckt im Namen. Dein Speiseplan wird durch Milchprodukte, Fleisch, Fisch und natürlich Gemüse geprägt. Proteine und Fett sorgen dafür, dass du genug Energie hast. Brot und Nudeln, Kartoffeln und andere stärkehaltige Gemüsesorten sowie Zucker dürfen nur noch einen kleinen Anteil an deiner Ernährung ausmachen. Je nachdem, für welche Ernährungsform du dich entscheidest, sind Kohlenhydrate in geringen Mengen erlaubt oder komplett verboten. Achte darauf, dass du Obstsorten mit viel Fruchtzucker auf deinem Speiseplan sehr sparsam einsetzt. Wie viel Carb wirklich Low Carb ist, lässt sich nicht auf das Gramm definieren. Du profitierst am meisten von dieser Ernährungsform, wenn du deine Kohlenhydratzufuhr auf maximal 50 Gramm am Tag drosselst. Vorgesehen sind zwei bis drei Mahlzeiten am Tag, an denen du dich mit allen erlaubten Lebensmitteln satt essen darfst. Der Vorteil besteht darin, dass du dich nicht mit bohrendem Hunger geißeln musst, denn Essen ist ausdrücklich erlaubt.

 

Die meisten Lebensmittel, die du während einer Low-Carb Diät nicht essen solltest, haben etwas gemeinsam. Der Körper nutzt sie zur schnellen Energiegewinnung. Du brauchst deine Kräfte, während du die Ernährung umstellst, dein Körper muss sich etwas anderes einfallen lassen. Normalerweise würde er auf die Kohlenhydratspeicher zurückgreifen. Durch den fehlenden Nachschub werden diese nicht mehr komplett aufgefüllt. Es muss schnell ein anderer Brennstoff her. Hier kommen die Eiweiße und Fette ins Spiel, denn auch daraus lässt sich Energie gewinnen. Dieser Prozess kostet den Körper mehr Kraft als der herkömmliche Weg. Gut für dich, denn genau das willst du erreichen. Dein Körper lernt einen Schalter umzulegen und das kleine Kraftwerk anders zu befeuern als bisher. Dieser Prozess kann bis zu vier Wochen in Anspruch nehmen und sich durch einen anfänglichen Leistungseinbruch bemerkbar machen. Vielleicht fühlst du dich sogar müde und abgeschlagen. Hat dein Körper diese Hürde überwunden, schwärmen viele Low Carb Anhänger von einer nie da gewesenen Geistesschäfte.

Und was bringt mir das?

Neben dem Gewichtsverlust sprechen auch andere gesundheitsfördernde Aspekte dafür. Durch den weitestgehenden Verzicht auf Zucker fallen viele industriell verarbeitete Lebensmittel weg. In fertigen Fruchtjoghurts verarbeitet die Industrie oft auf 100 Gramm die unglaubliche Menge von 13 Gramm Zucker. Ein handelsüblicher Becher von 250 Gramm kommt schnell auf bis zu 15 Stück Würfelzucker. Low Carb beschränkt nicht nur bestimmte Nahrungsgruppen, sondern zwingt den Anwender,sich mit Clean Eating zu beschäftigen.

 

Was bedeutet das genau?

Ganz einfach, das Wenigste von dem, was du dir fix und fertig vor die Nase setzt, ist gut für dich. Ursprüngliche und frisch verarbeitete Zutaten kommen heute viel zu kurz. Das beginnt oft schon mit dem Frühstück. Schnell eine Schale süßer Frühstücksflocken und auf ins Büro. Zum Mittagessen kippen wir einen Schluck kochendes Wasser in einen Plastikbecher mit verschrumpelten und pulverisierten Zutaten. Und Abendbrot kochen bedeutet eine Tüte aufreißen, um sich möglichst fix an den gedeckten Tisch zu setzen. Einfache Zutaten, keine Zusatzstoffe, keine verarbeiteten Lebensmittel und frisch kochen. So einfach, wie es klingt, ist es auch.

 

Du hast keine Lust zuerst Ernährungswissenschaften zu studieren, bevor du durchstarten kannst? Du brauchst einfache Regeln, die du ohne großen Aufwand befolgen möchtest? Die Low Carb Ernährung bietet beides. Du kannst dich an den erlaubten Lebensmitteln satt essen, ohne Kalorien zu zählen. Die benötigten Zutaten musst du nicht abwiegen und du isst, bis du angenehm satt bist.Einige Studien schreiben der Low Carb Ernährung auch gesundheitliche Vorteile zu. Bei Probanden mit zu hohem Blutdruck und schlechten Blutfettwerten wirkte sich die Umstellung günstig aus. Beide Parameter näherten sich nach der Ernährungsumstellung der Norm an.

Gibt es auch Nachteile?

Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Immer wieder werden Stimmen laut, dass eine dauerhafte und gesunde Gewichtsreduktion am besten durch ausgewogene Mischkost und ein Kaloriendefizit gelingt. Das bedeutet, du kannst aus allen Nahrungsmittelgruppen wählen, musst aber unter einer festgelegten Kalorienzahl pro Tag bleiben. Da jeder Mensch anders ist, stellen wir den individuelle Grundumsatz und den dazugehörigen Leistungsumsatz gegenüber. Die erlaubte Kalorienmenge liegt zwischen diesen zwei Werten. Wenn du früher gerne Kartoffeln, Pasta und Brot gegessen hast, fällt es dir vielleicht schwer, dauerhaft auf diese Leckereien zu verzichten. Wissenschaftlern zufolge besteht bei Ernährungsformen, die bestimmte Nahrungsmittel stark einschränken oder sogar komplett verbieten die größte Gefahr. Viele Menschen halten den ständigen Verzicht nicht lange durch. Der Jo-Jo Effekt droht.

Kritiker stellen nicht nur die dauerhafte Wirksamkeit infrage, sondern raten sogar aus gesundheitlichen Aspekten dringen davon ab. Die erhöhte Aufnahme von Fetten und Eiweiß steht hierbei besonders im Fokus. 

 

Menschen, die bereits an Herz- Kreislauferkrankungen leiden, sollen sich laut den Low Carb Gegnern, einem erhöhten Herzinfarkt- oder Schlaganfallrisiko aussetzen. Begründet wird diese Annahme durch den Umstand, dass sich zu viel Fett gerne in den Arterien festsetzt und diese über die Zeit verstopfen. Wird die Durchblutung zum Herzen oder Hirn auf diese Weise unterbrochen, können die Folgen lebensbedrohlich sein. Auch Teilnehmer mit Schäden an den Nieren oder der Leber sollen gefährdet sein, da die Verstoffwechselung von Eiweiß diese beiden Organe stärker belastet.

 

Zusammengefasst ist es wie bei fast allen Dingen. Das, was du zu extrem betreibst, kann schädlich sein. Da noch zu wenige Langzeitstudien zu dieser Ernährungsform vorliegen, ist es noch nicht möglich mit Sicherheit zu sagen, ob die angebrachten Vorteile von Dauer sind. Genauso kann niemand mit Bestimmtheit behaupten, ob die Nachteile wirklich auf die Low Carb Kappe gehen. Dein Körper ist das empfindlichste und zuverlässigste Instrument, wenn du deine Ernährung umstellst. Stelle dir regelmäßig die Frage, wie es dir geht. Spätestens nach einer kurzen Umstellungszeit solltest du dich energiegeladen fühlen. Wenn du frierst, dich nicht konzentrieren kannst oder offensichtliche Beschwerden hinzukommen, ziehe deinen Arzt hinzu. Kopfschmerzen oder Kreislaufprobleme, die nicht nach kurzer Zeit verschwinden, deuten auf ein Problem hin. Vielleicht musst du deinen Speiseplan überarbeiten.

 

Das Clean Eating, also der bewusste Umgang mit Lebensmitteln und die Rückführung zum eigentlichen Zweck der Ernährung sind auf jeden Fall positiv zu bewerten. Die Welt scheint sich immer schneller zu drehen und da ist es wichtig, sich hin und wieder auf seinen Ursprung zu besinnen. 

 

Weitere Infos zum Thema gibt es hier: