Plastikinseln

Wer schmeißt nur diesen ganzen Müll ins Meer?
Plastikinseln in den Ozeanen

Erschreckende Bilder sind seit einiger Zeit in den Medien zu sehen, und auch Reisende und Urlauber bestätigen es: Riesige Plastikinseln treiben in den Meeren. Wer eine Kreuzfahrt gebucht hat oder seinen Urlaub am Meer verbringt, wird aus seinen Träumen von der Erholung bei Sonne, Strand und Meer aufgeschreckt: Wo Schiffe an einem Tag unter der Sonne über den strahlend blauen Ozean kreuzen, schieben sich die Schiffsrümpfe am nächsten Morgen plötzlich durch meterlange Teppiche aus Plastikflaschen und Abfall.
Doch woher kommt der viele Müll? Wer ist dafür verantwortlich? Und was kann man dagegen tun?

Müll aus Plastik

Die Gegenstände, die im Meer treiben, haben eines gemeinsam: Sie sind aus Plastik hergestellt.
Doch was ist eigentlich Plastik?
Plastik umgibt uns in unserem Alltag, es ist ein Werkstoff, aus dem viele Dinge ganz oder zum Teil gefertigt sind: Verpackungen von Lebensmitteln und Hygieneartikeln, Kinderspielzeug, manche Möbel. Aber auch viele andere Gegenstände enthalten zum Teil Plastik: Computer und Smartphones, Autos, Fahrräder, Kinderwagen oder auch unauffällige Dinge wie Stromkabel und Duschbrauseköpfe. In Kleidung, Zopfgummis, Schulmaterial, Rucksäcken, Gardinen und Sofas stecken Kunststofffasern. Plastik ist überall, unsere Wohnungen und Kaufhäuser sind gefüllt mit Artikeln aus den verschiedensten Plastikarten.
Die Vorteile dieses Werkstoffs für das alltägliche Leben liegen auf der Hand: Kunststoffe sind schneller und günstiger herzustellen als Materialien wie Metall oder Holz, die in der Natur nur langsam nachwachsen oder mühsam abgebaut werden müssen. Plastik ist langlebig, hygienisch und stabil: Jedem, dem unterwegs schon einmal eine Glasflasche zu Bruch gegangen ist, weiß die Plastikflasche zu schätzen.
Hergestellt wird Plastik zunächst aus Stoffen, die in der Natur vorkommen: Kautschuk, Baumwolle, Seide oder die in Mais und anderen Pflanzen enthaltene Stärke können die Grundlage zur Herstellung von Plastik bilden, ebenso wie Erdöl und Erdgas.
Problematisch daran ist allerdings, dass die hergestellten Kunststoffe sehr, sehr langlebig sind. 500 Jahre bräuchten Gegenstände aus Plastik, wenn man sie auf den Komposthaufen werfen und auf ihre Zersetzung warten würde. Das liegt daran, dass die Stoffe, die bei der Herstellung von Plastik miteinander verbunden werden, so in der Natur nicht vorkommen. Der Mensch hat mit Plastik einen völlig neuen Stoff erschaffen, dem der Kreislauf der Natur nicht gewachsen ist. Selbst dann, wenn bio-basierte Rohstoffe verwendet wurden, können die Verpackungen und Gegenstände nicht einfach auf dem Kompost entsorgt werden. Die neu entstandenen Verbindungen sind so beständig gegen Bakterien, Hitze und Kälte, dass sie nicht wieder in ihre ursprünglichen Stoffe zerfallen.
Für einmal hergestelltes Plastik gibt es nach dem Verbrauch nur eine Möglichkeit der Wiederverwendung: Recycling.
Alles, was in der Natur landet, bleibt auf Jahre dort und richtet Schaden an.

Was sind Plastikinseln?

Plastikinseln sind große Ansammlungen von Abfällen aus Kunststoffen, die in den Meeren und Ozeanen treiben.
Die Größe der Plastikinseln kann dabei von wenigen Quadratmetern bis hin zu Ländergrößen und darüber hinaus reichen. Traurige Berühmtheit erlangte die Great Pacific Garbage Patch im Pazifischen Ozean, die mit einer Ausdehnung von 1,6 Millionen Quadratkilometern vier Mal so groß wie ganz Deutschland und damit die Größte aller Plastikinseln der Welt ist.
Untersuchungen des 1972 zum Schutz der Umwelt gegründeten Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) ergaben, dass es sich bei den Bestandteilen der Plastikinseln zu 80 Prozent um Plastikflaschen sowie Verpackungen aus Kunststoff handelt.
Und dabei machen Plastikinseln nur einen Teil des Mülls aus, der sich im Meer befindet. 15 Prozent der weggeworfenen Flaschen, Chipstüten, Konservendosen und allem anderen werden zu Plastikinseln, der Rest sinkt auf den Meeresboden oder wird wieder an Land gespült.

Wer ist verantwortlich für die Plastikinseln?

Bei diesem Ausmaß an Umweltverschmutzung stellt sich natürlich die Frage: Wer war das? Waren es achtlose Strandurlauber? Kippen die Küstenbewohner ihren Müll heimlich ins Meer? Oder sind es die vielen Schiffe, deren Reisende ihre Abfälle unbeobachtet über Bord werfen?
Sicherlich gibt es unter diesen Gruppen immer wieder einige schwarze Schafe, die so etwas tun. Aber die Hauptverursacher der Plastikinseln sind sie nicht.
Wer einmal durch seine Stadt geht, besonders durch die Stadtteile, die weiter entfernt sind von den gepflegten Innenstädten, dem wird der Müll auffallen, der uns jeden Tag umgibt: Bordsteine, Straßenecken, Häuserkanten, verlassene Grundstücke, selbst auf Spielplätzen und Parkwiesen: Überall liegen verstreute Flaschen, Büchsen und alten Verpackungen. Da Plastik nicht vergeht, wird dieser Müll durch den Wind über das Land getragen und landet in den Flüssen, die ihn schließlich ins Meer spülen.
Und so entstehen die Plastikinseln im Meer.
Die Frage also, wer Schuld ist an den Plastikinseln, kann mit „wir alle“ beantwortet werden. Und diese Art der Umweltverschmutzung muss noch nicht einmal mutwillig geschehen: Ein durch Herausziehen des Taschentuchs aus der Jackentasche versehentlich mit herausgeflattertes Bonbonpapier gehört genauso dazu wie kleine Verpackungen, die beim Ausleeren der gelben Tonne ungewollt daneben gehen. Selbst der Müll auf den Recyclinghöfen ist nicht sicher: Stürme und Unwetter wirbeln besonders die leichten Verpackungen auf und tragen sie davon. Auch Tiere, die nachts in den Mülltonnen nach Nahrung suchen, verstreuen die Abfälle, die oft am nächsten Tag nicht wieder aufgesammelt werden. Neben den tatsächlichen Umweltsündern sind es die vielen, vielen kleinen, unglücklichen Zufälle, die den Müll in die Natur bringen. Die Masse macht es dann und führt zu den großen Umweltkatastrophen wie den Plastikinseln.

Was kann man gegen Plastikinseln tun?

Wo kein Plastik, da kein Müll
Die allerbeste Methode, um eine Verschlimmerung des Problems zu vermeiden, ist natürlich der Verzicht auf Plastik. Das klingt zunächst sehr einfach, und viele Menschen gehen bereits mit gutem Beispiel voran. Einige, die von ihren Erfahrungen berichten, empfehlen dabei Schritt für Schritt vorzugehen. Begonnen werden kann mit einfachen Dingen, etwa dem Einkaufsbeutel und Gemüsenetz statt der Plastiktüten, dem Kauf von Kleidung aus reiner, naturbelassener Baumwolle oder Schafswolle oder der Auswahl alltäglicher Gegenstände wie Spielzeug oder Küchengeräte aus Holz. Beim Einkauf kann man sich fragen: Benötige ich das wirklich? Wozu zum Beispiel muss ich literweise Wasser in Plastikflaschen kaufen, wenn zu Hause Wasser aus dem Hahn sprudelt?
Bei anderen Dingen wie den technischen Geräten oder Fahrzeugen ist es schwieriger, da plastikfreie Versionen auf dem Markt einfach nicht existieren. Hier gilt es, Müll zu vermeiden, indem man alles so lange nutzt, bis es wirklich defekt ist. Es ist nett, alle zwei Jahre ein neues Smartphone zu bekommen, doch was passiert mit dem alten? Und ist das wirklich nötig?

Recyclen, upcyclen und reparieren

Gerade auch bei technischen Geräten lohnt sich stets die Frage, ob ein kaputtes Teil nicht ersetzt oder repariert werden kann. Es gibt Computerfirmen, die sich darauf spezialisiert haben, alte PCs und Laptops wieder instand zu setzen. Reparaturcafés und Nachbarschaftsplattformen bieten auch Hilfe an. Aus dem Stoff alter Kleider können neue, schicke Teile entstehen, aus alter Bettwäsche noch Einkaufsbeutel, aus Quark- und Joghurtbechern noch Blumentöpfe und Aufbewahrungsdosen gemacht werden. Upcycling, also aus Plastikabfällen neue, schöne Dinge für den Alltag herzustellen, ist groß im Trend. Es gibt sogar Künstler und Designer, die aus Müll hochwertige Kunst- und Gebrauchsgegenstände fertigen.

Müll sammeln

Müllsammelaktionen klingen immer ein wenig nach Kindergarten, sind aber eine effektive Möglichkeit, um Plastikinseln im Meer einzudämmen. Jede Haribotüte, jede Coladose, die nicht durch die Gegend fliegt, landet auch nicht im Meer. Natürlich hat niemand große Lust, anderen Menschen hinterherzuputzen. Aber andererseits bleibt alles, was niemand aufhebt, für immer liegen. Es gibt niemanden außer uns, der das machen kann.

Fazit

Die Plastikinseln im Meer sind ein großes Problem für alle Lebewesen. Fische und Wale ersticken an den Plastiktüten oder verschlucken kleine Teile mit der Nahrung. So landet der Müll letztendlich auf unseren Mittagstellern. Ein ehemals weißer Sandstrand, an den Plastikinseln geschwemmt werden, ist kein Ort der Erholung mehr, ebenso wenig eine Kreuzfahrt, die statt in den Südseeinseln in Plastikinseln endet.
Plastikinseln müssen bekämpft werden.