Digitalisierung der Versicherungsbranche

Digitalsierung der Versicherungsbranche - Digitaler Wandel durch diese fünf Technologien

 

Rückständig, traditionell und eher Scheu gegenüber dem Risiko: Im Versicherungssektor wird oft als zurückhaltend wahrgenommen, wenn es um die Themen Innovation und Technologie geht. Doch, heutzutage gibt es kaum noch eine Branche, die sich vor dem digitalen Wandel verschließen kann. Das gilt auch für Versicherungsmakler, Rückversicherer und die Erstversicherer. Eine Digitalsierung der Versicherungsbranche lässt sich nicht aufhalten. Der digitale Wandel wird hier besonders von den technologischen Fortschritten und den InsurTechs beeinflusst, welche die neuen Technologien bereits zielorientiert anwenden. Es ist wichtig, dass Versicherungen jetzt aktiv handeln, damit sie ihre Wettbewerbsfähigkeit weiterhin aufrechterhalten können und die Digitalsierung der Versicherungsbranche für sich nutzen können.

 

Unter dem Begriff InsurTechs werden innovative Startups zusammengefasst, die sich sowohl als Versicherungsunternehmen als auch Technologieunternehmen definieren. Sie entwickeln unter dem Einsatz von unkonventionellen Methoden neue, digitalisierte Geschäftsmodelle. Der Fokus ihrer Arbeit liegt in ihrer Kundenzentrierung und darin, die kollektive Risikoabsicherung, also das Grundprinzip von Versicherungen, wieder in den Vordergrund zu rücken. Aktuell erwerben immer mehr dieser Unternehmen eigene Lizenzen, sie betreiben aber auch Kooperationen mit den großen Versicherungsunternehmen. Sie spielen für die Digitalsierung der Versicherungsbranche eine große Rolle.

 

Ein besonders erfolgreiches Beispiel aus dem Bereich Digitalsierung der Versicherungsbranche ist die Firma Lemonade aus den USA. In der Bundesrepublik feiern Startups wie Coya oder Ottanova immer größere Erfolge. Diese Profis im Bereich Digitalsierung werden für die traditionellen Versicherungsunternehmen zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten, auch, wenn dies von einigen noch nicht wahrgenommen wird.

Die Digitalsierung – Mehr als nur eine erneuerte IT

Nicht nur die Unternehmenslandschaft, sondern auch das Verhalten der Kunden verändert sich mit der Digitalsierung. Die neue Generation hat an ihre Versichere andere und vor allem höhere Ansprüche. Die Unternehmen müssen also ihren Service und auch ihre Produkte an diese neuen Herausforderungen anpassen. Doch gerade Versicherungen ist eine zielgerichtete Kundenausrichtung noch fremd. Außerdem ist die IT Landschaft von nahezu allen Versicherungen veraltet. Da ist es naheliegend, dass die perfekte Lösung darin besteht, die IT einfach zu erneuern. Doch diese Lösung, also den größten Teil des Budgets für die Digitalisierung in die IT zu investieren, ist nur vermeintlich perfekt. Die Digitalsierung der Versicherungsbranche braucht mehr.

 

Der Schwerpunkt wird in der Regel auf die Anpassungen des Hauptgeschäftes bezüglich den regulativen Anforderungen und der Verschlankung und Automatisierung von bereits etablierten Prozessen gelegt. In neue Technologien für den Service oder innovative Produkte werden nur selten die Ressourcen investiert. Dabei kommt es genau auf diese bei der Digitalsierung der Versicherungsbranche an.

Effizienzfalle Technologien: Von innen nach außen

Bei dem Versuch die Digitalsierung der Versicherungsbranche voranzutreiben, finden sich viele Versicherungen in einer Effizenzfalle wieder. Es wird in die Richtung von innen nach außen gearbeitet. Es wird also hauptsächlich in die eigene Firma anstatt in den Kundenstamm investiert. Ob ein Unternehmen auf lange Sicht erfolgreich sein kann, hängt aber maßgeblich von der Kundenzufriedenheit ab. Es wäre also hier richtig, in umgekehrter Richtung, nämlich von außen nach innen, zu denken.

 

Möchten die althergebrachten Versicherungsunternehmen sich gegen die Disruptoren, digitalen Startups und InsurTechs durchsetzen, dann ist es nötig, dass sie einen großen Teil ihres Budgets für die Digitalisierung dahingehend investieren, ihren Kunden ein optimiertes Erlebnis zu bieten. Die Kunden stehen bei der Digitalsierung der Versicherungsbranche im Fokus.

 

Entscheidend bei dem Prozess Digitalsierung der Versicherungsbranche werden vor allem fünf Technologien beziehungsweise Trends sein, die im Folgenden erläutert werden.

Das IoT – Internet of Things

Dienstleistungen, Prozesse und intelligente Gegenstände kommunizieren via M2M, also Machine to Machine Kommunikation im Internet of Things. Diese Netzwerke umfassen zwar auch den Menschen, allerdings ist es den physischen und virtuellen Objekten auch möglich, automatisiert auf bestimmte Situationen und Anforderungen zu reagieren. Bereits genutzt werden die Chancen des IoT in dem Versicherungssektor besonders im Bereich der Car Telematics. In den USA und in Großbritannien nutzen die Versicherungen vermehrt Connected Cars und ihre Vorteile, damit neue Geschäftsfelder erschlossen und Modelle entwickelt werden können. Gleichzeitig helfen sie, das Risiko für Unfälle zu senken. Die Versicherung erhält hier laufend Daten über Sensoren, die den Abstand, die Beschleunigung, die Geschwindigkeit und weitere Daten des Fahrverhaltens des Kunden aufzeichnen. Die Belohnung für Fahrer, die besonders risikoarm unterwegs sind, besteht dann in Prämien oder einer Senkung der monatlichen Beiträge. Ein sehr gutes Beispiel für die Digitalsierung der Versicherungsbranche.

 

Die Wearables

 

Egal, ob Fitness Tracker, Messgeräte für den Blutzucker, Datenbrillen oder Smartphones – diese Hilfsmittel sind für viele Menschen bereits fest in den Alltag integriert. Diese Geräte sind in der Lage, in Echtzeit eine riesige Datenmenge im Bereich Verhalten und Gesundheit aufzuzeichnen. Für die Nutzer sind sie oft lediglich hilfreich, um ihren sportlichen und gesunden Lebensstil zu unterstützen. Für die Versicherungsbranche können diese Geräte allerdings eine der wichtigsten Quellen für Kundendaten werden. Eine wahre Chance für die Digitalsierung der Versicherungsbranche. Sie können dadurch die Gewohnheiten und Bedürfnisse ihrer Kunden besser erkennen und einschätzen und ihre Services und Produkte dann genau danach anpassen.

 

Die Smart Data

 

Der Begriff Big Data war gestern: Dies waren riesige Mengen an Daten, die allerdings nur einen geringen Mehrwert geliefert haben. Es herrschte nämlich immer mehr Unklarheit darüber, welche Datensätze nützlich, und welche unbrauchbar waren. In Zukunft ist der wichtige Begriff bei der Digitalsierung der Versicherungsbranche also Smart Data. Die Analyse der Daten aus der Vergangenheit ist hier nicht mehr so wichtig, sondern vielmehr, zukünftige Vorhersagen durch die Daten treffen zu können. Besonders die Arbeit der Bereiche Schadenmanagement, Underwriting und Aktuariat werden bei den Versicherungen durch diese neu zu lernende Kernkompetenz stark verändert.

Die künstliche Intelligenz

Damit es wirklich gelingt, smarte Daten zu erhalten und daraus zukünftige Verhaltensmuster zu erkennen, braucht es den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Besonders im Underwriting von Risiken wird dadurch eine wahre Revolution stattfinden. Bis dato basierte die Prüfung von Risiken nahezu komplett auf Erfahrungswerten. Doch durch ein Predictive Risk Management und die Künstliche Intelligenz können nun auch bisher noch unbekannte Risiken eingeschätzt und vorhergesagt werden. So kann die Digitalisierung der Versicherungsbranche nicht nur dazu führen, das Betrugsrisiken und Schadensquoten minimiert werden, sondern dabei auch die Kundenzufriedenheit gesteigert und Neukunden zielgenau akquiriert werden. In diesem Bereich arbeiten bereits viele traditionelle, große Versicherer mit innovativen Startups Zusammen. Der Versicherer der Industrie, Allianz Global Corporate & Speciality SE (AGCS), betreibt beispielsweise eine Kooperation mit dem InsurTech Praedicat aus den USA.

Praedicat verfügt über selbstlernende Programme, welche wissenschaftliche Publikationen überprüfen und dadurch herausfinden, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass Produkte, Substanzen oder Chemikalien gerichtlichen Auseinandersetzungen oder Schadensersatzforderungen nach sich ziehen. Gemeinsam mit dem, auf Erfahrung basierendem und traditionellen Underwriting ist es so möglich, Haftungsrisiken, mit einem Potenzial für Großschäden zukünftig schon früh zu identifizieren. Die Digitalsierung der Versicherungsbranche bietet für die Unternehmen so unzählbare Chancen.

Die Blockchain

Auch für Versicherungen bietet die Blockchain Technologie, die aktuell Bestandteil vieler Diskussionen ist, eine riesige Bandbreite an Möglichkeiten, die heute noch kaum ausgeschöpft werden. Es gibt bereits Zusammenschlüsse der Münchner Rück und der Allianz mit weiteren Firmen für die Initiative B3i. In dieser soll zusammen an Projekten, die Blockchain getrieben sind, gearbeitet werden. Die Blockchain trägt zum Datenschutz bei, da die Nutzer anonymisierten werden, hilft, Betrug zu verhindern und ist die Basis von zukunftsträchtigen Modellen der Versicherung wie Peer to Peer. Die Transaktionen werden hierbei zwar dezentral gespeichert aber digital ausgeführt. So kann das Vertrauen zwischen den Beteiligten gestärkt und Sicherheit geschaffen werden. Klassischer Vertrieb, Schadenmanagement, Clearing- und Prüfungsstellen des Underwritings werden dadurch ersetzt. Besonders im Bereich der Smart Contracts wird die Blockchain Technologie schon heute genutzt. Wenn bestimmte Trigger oder festgelegte Schlüsselereignisse erfüllt sind, dann greifen diese digitalen Verträge automatisch, sobald die festgelegten Bedingungen erreicht sind. Es ist zum Beispiel möglich, dass die Smart Contracts ganz automatisch die Deutsche Wetterdienst Datenbank abfragt, um herauszufinden, ob es einen Sturm an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Uhrzeit gab. Allerdings benötigt die Abwicklung eines Schadenfalls immer noch das Handeln von Menschen. Hier stößt die komplette Digitalsierung der Versicherungsbranche also an ihre Grenzen.

Schon viele andere Branchen haben die Disruption durch den digitalen Wandel bereits erlebt, bei der Digitalsierung der Versicherungsbranche steht diese ebenso bevor.

Die traditionellen großen Unternehmen haben sich Langezeit ausschließlich auf ihre aktuelle Macht am Markt und ihre Unantastbarkeit verlassen. Aber durch die Digitalisierung der Versicherungsbranche müssen auch diese Firmen sich mit den innovativen Technologien wie dem IoT, der Smart Data und der Blockchain auseinandersetzen. Nur so können diese ihre Wettbewerbsfähigkeit aufrecht erhalten. Im Bereich der Digitalsierung der Versicherungsbranche ist also sofortiges Handeln durch die Unternehmen gefragt.