Bienensterben

Mit dem Klimawandel oder auch der globalen Erderwärmung ist nicht etwa der natürliche Wechsel von Kalt- und Warmphasen auf der Erde gemeint. Der Klimawandel ist zweifellos und wissenschaftlich belegt, ein durch den Menschen verursachtes Phänomen der Neuzeit. Die systematische Erwärmung der Erde, geht unter anderem auf den vermehrten Ausstoß von Kohlendioxid (CO₂) und Kohlenmonoxid (CO) zurück. Die beiden Treibhausgase entstehen z. B. bei der Verbrennung fossiler Energieträger wie Öl, Kohle und Gas und hängen mit der großflächigen Entwaldung zusammen. Das in der Landwirtschaft entstehende Methan (CH₄) stellt außerdem eines der bedrohlichsten Treibhausgase dar und wird vor allem in der Nutz- und Massentierhaltung, auf Mülldeponien und in Klärwerken produziert. Die Folgen des Klimawandels sind bereits weltweit zu spüren.

Aber der Mensch und die Industrialisierung sind nicht nur Schuld an dem Klimawandel, sondern auch an dem daraus resultierenden globalen Bienensterben. In der Industrie genutzte Pestizide und Schadstoffemissionen, so wie die hieraus resultierende Erderwärmung, besitzen das Potenzial, die gesamte Bienenpopulation auszurotten. Ihr Immunsystem wird geschwächt und ihre Überlebenschancen durch veränderte Temperaturbedingungen im Winter verringert. Doch Bienen sind essenziell für die Erhaltung des Ökosystems und somit unabdingbar für den Menschen. Die Wildbiene ist der Hauptbestäuber vieler Pflanzenarten und trägt dazu bei, dass diese sich vermehren und wachsen können. Die Versorgung mit ausreichend Obst und Gemüse für den Menschen ist dadurch gewährleistet. Ohne die Biene gibt es keine Blüten, keine Pflanzen und auf lange Sicht gesehen auch keine Nahrung für den Menschen.

Wird vom Bienensterben gesprochen, ist nicht etwa die allen bekannte Honigbiene gemeint. Die Zahl der Honigbiene ist dank Imker und der schützenden Hand des Menschen nicht bedrohlich gering. Vielmehr geht es beim Bienensterben um bestimmte Bienenarten, wie etwa die Wildbiene. In Deutschland gibt es rund 590 verschiedene Wildbienenarten, von denen etwa die Hälfte bedroht und sogar 30 Arten vom Aussterben bedroht sind.
Die Ursachenforschung für das Bienensterben läuft auf Hochtouren und es werden immer neue Erkenntnisse gewonnen. Viele Gründe für das massenhafte Sterben der Bienen sind bereits bekannt und fast alle sind auf den Menschen zurückzuführen. Der Klimawandel steht hierbei nah im Zusammenhang mit dem Bienensterben. Nahezu alle Gründe und Folgen des Klimawandels korrelieren stark mit den Gründen für das Sterben der Bienen. Die Industrialisierung, die Abholzung und das Anlegen von Monokulturen nehmen den Bienen immer mehr ihren natürlichen Lebensraum. Bienen benötigen den Nektar unterschiedlicher Pflanzen. Die landwirtschaftlich betriebenen Felder mit seinen Monokulturen können das nicht bieten. Nahrung und Nistplätze fehlen den Bienen dort und sie verhungern. Auch die in der Landwirtschaft eingesetzten Pflanzenschutzmittel sind für das Bienensterben verantwortlich. Mit Pestiziden, vor allem mit Neonicotinoide, gespritzte Pflanzen sind für die Bienen schädlich. Die hochwirksamen Insektizide gelangen tief ins Innere der Gewächse, von wo sie von den Bienen über die Pollen aufgenommen werden und ihren Tod verursachen können. Die Pflanzenschutzmittel verringern bei den Tieren nachweislich die Orientierung, die Fitness, die Fruchtbarkeit und auch die Kommunikationsfähigkeit. Neonicotinoide sollen dafür verantwortlich sein, dass nur rund 55 Prozent der Tiere den Weg zurück zu ihren Nistplätzen finden. Heutzutage hat sich sogar ein Markt für den internationalen Bienenhandel gebildet. Durch das Einführen von Bienen aus anderen Ländern werden Parasiten, vor allem die Varroamilbe eingeschleppt. Diese Parasiten sind für die heimischen Bienenarten sehr gefährlich, da sie keinen Schutz gegen den unbekannten Feind besitzen. Industriebienen werden zudem durch lange Transportwege zu anderen Bestäubungsorten einem hohen Stress ausgesetzt und finden dort dann wieder nur eine Pflanzenart vor. Sogar Handywellen stehen unter Verdacht diesen negativen Stress bei den Bienen auszulösen und zu einem Teil für das Bienensterben verantwortlich zu sein. Die steigenden, durch den Klimawandel bedingten Temperaturen im Winter, werden von Bienen außerdem nicht gut vertragen und sie verenden in vielen Fällen.

Welche Auswirkungen das Bienensterben auf die Welt und das Leben der Mensch mit sich bringt, zeigte sich bereits in China. Große Ernteausfälle aufgrund fehlender Bestäubung durch die Bienen zwang die Menschen dazu, selbst als Bestäuber tätig zu werden. Die Arbeit gestaltete sich als schwierig, langwierig, kostspielig und die resultierende Ernte fiel gering aus.

Das Bienensterben bringt verheerende Konsequenzen für die Erde und Menschen mit sich. Da Bienen die Hauptbestäuber von Früchten sind, würden die Obst- und Beerenbestände sowie etliche Gemüsesorten durch das Bienensterben auf lange Sicht zur Neige gehen. Die daraus resultierende Nahrungsknappheit würde zu einem enormen Preisanstieg führen und Obst- oder Gemüsewaren zu Luxusgütern machen. Das fehlende Angebot gesunder Nahrungsmittel und die dadurch unausgewogene Ernährung der Menschen würde zu Mangelerscheinungen in Verbindung mit Immunschwächen, einer Erhöhung der Zivilisationskrankheiten und schlussendlich zu einer geringeren Lebenserwartung führen. Nicht zuletzt würde der globale Klimawandel aufgrund des Bienensterbens schneller und unaufhaltsam voranschreiten. Die fehlende Bestäubung der Bäume und Pflanzen, durch das Sterben der Bienen, würde zu einer rapiden Abnahme dieser führen. Ein CO2 Ausgleich durch die Vegetation wäre dann kaum noch zu gewährleisten.

Um diese düsteren Zukunft Szenarien nicht zur Realität werden zu lassen, wurden bereits mehr oder weniger vielversprechende Maßnahmen in die Wege geleitet, um dem Bienensterben entgegenzuwirken. Das Töten von Bienen und bestäubungsfähiger Wespen ist beispielsweise inzwischen strafbar. Tötet man eine, der unter Naturschutz stehenden Wespen, wird dieses Vergehen mit einer Geldstrafe von rund 5000 Euro geahndet, bei Bienen sind es sogar 10000 Euro. Den Tieren darf also durch Menschenhand kein Schaden mehr zugefügt werden. Um die Tiere trotzdem aus seiner Reichweite zu halten genügt es, sie mit einer ruhigen Handbewegung zu vertreiben. Soll ein ganzes Nest entfernt oder umgesiedelt werden, wird sogar eine Genehmigung der Stadtverwaltung benötigt, und ein Kammerjäger muss angefordert werden. Eine weitere Maßnahme zum Aufhalten des Bienensterbens ist das Verbot gefährlicher Pflanzenschutzmittel. Das Umweltministerium hat bereits die Anwendung einiger bienengefährdender Pestizide untersagt. Erfolge dieser Maßnahme konnte man bereits in China beobachten. Nachdem einige Zeit vergangen war, kehrten die Bienen, nach der Reduktion schädlicher Pflanzenschutzmittel, zurück und nahmen die Arbeit als Bestäuber wieder auf. Allerdings hat diese Maßnahme einen Haken. Die Neonicotinoide nämlich, auf die gezielt kein Verbot aufgelegt wurde, werden weiterhin in der Landwirtschaft verwendet. Um den Bienen ihren Lebensraum und ihre Nahrung zurückzugeben, müssten Monokulturen unterbrochen und Blühflächen angelegt werden. Kleinere Felder mit unterschiedlichen Wildpflanzen, würden den Bienen eine größere Nahrungsvielfalt und das Angebot von Nistplätzen bieten. In einigen Großstädten werden bereits Nistplätze und Magerwiesen mit den unterschiedlichsten, nicht gedüngten Wildpflanzen angelegt, um das Nahrungsangebot der Bienen sicherzustellen und ihnen Raum für einen Unterschlupf zu bieten. Wer persönlich etwas gegen das Bienensterben unternehmen möchte, kann in seinen Gärten und auf seinem Balkon eine Vielzahl von unterschiedlichen Gewächsen anpflanzen und in den heißen Sommermonaten für zugängliches Frischwasser im Außenbereich sorgen. Was außer Frage steht, und für Mensch wie auch für Tier absolute Notwendigkeit besitzt, ist das Aufhalten des globalen Klimawandels. Damit das Bienensterben auf lange Sicht verhindert werden kann, muss der Erderwärmung gezielt entgegengewirkt werden.

 

Reden wir schlussendlich vom globalen Bienensterben, so reden wir nicht vom Sterben der Honigbiene. Die Honigbiene wird dank der Pflege und der schützenden Hand der Imker, nicht aussterben. Beim Bienensterben geht es um die insgesamt wichtigere Wildbiene, die durch den Menschen immer mehr ihren natürlichen Lebensraum verliert, vergiftet, von Parasiten befallen und durch den Klimawandel in Mitleidenschaft, gezogen wird. Die bereits eingeführten Maßnahmen, die das Bienensterben aufhalten sollen, sind zwar erste Schritte in die richtige Richtung, aber noch lange nicht ausreichend. Der globale Klimawandel hat nicht nur eine steigende Mitteltemperatur, die Erwärmung der Ozeane, und das Schmelzen der Polkappen, sondern auch eine weltweite Häufung extremer Wetterphänomenen vor allem das Artensterben zur Folge. Das Bienensterben hängt unmittelbar mit der Klimaerwärmung zusammen und stellt neben dieser eine Bedrohung mit verheerenden Konsequenzen für die Welt dar. Jeder einzelne Mensch, kann dazu beitragen, dass es den Bienen wieder besser geht. Wer auf nicht sterile Gärten setzt, die Natur gedeihen lässt wie es ihr beliebt und nicht jedes blühfähige Gewächs vernichtet, hat schon einiges gegen das Bienensterben getan.