Massentierhaltung

Dass der Klimawandel ein Produkt des menschlichen Verhaltens ist, ist mittlerweile unumstritten: Seit dem Beginn des Industriezeitalters, der Industrialisierung im beginnenden 19. Jahrhundert, ist weltweit ein Anstieg der Durchschnittstemperatur um 1 Grad Celsius zu verzeichnen. Grund für diese globale Erwärmung ist der Treibhauseffekt, bei dem klimawirksame Treibhausgase wie zum Beispiel Kohlenstoffdioxid und Methan in die Erdatmosphäre gelangen und dort eine Rückleitung der Wärme verhindern. Die in der Erdatmosphäre zurückgehaltene Wärme hat zur Folge, dass sich das Klima rasanter verändert als je zuvor in der Geschichte der Erde.

Diese schnell fortschreitende Veränderung des Klimas birgt zahlreiche Risiken und Bedrohungen, die uns erst seit Kurzem immer bewusster werden. Zwar mag der Temperaturanstieg subjektiv betrachtet gering wirken, doch stellt er eine ernsthafte Bedrohung für viele Ökosysteme und Arten dar. Die Erderwärmung hat zur Folge, dass die Polkappen schmelzen, weltweit ist ein starker Rückgang der Gletscher zu verzeichnen. Diese Entwicklung bedroht nicht nur die Arten, deren Lebensraum die Gletscherregionen sind, auch für den Menschen kann das Schmelzen der Gletscher bedrohlich werden: Beim Schmelzen der Gletscher werden die dort zuvor gespeicherten Wassermengen freigesetzt, was wiederum einen Anstieg des Meeresspiegels auslöst, der nahe am Wasser gelegene Lebensräume wie Inseln mit geringer Höhenlage über dem Meeresspiegel, aber auch am Wasser gelegene Städte wie Venedig und New York unbewohnbar machen könnte.

Doch die Treibhausgase tragen nicht nur zur Erderwärmung bei, sondern auch zur Verlagerung der Meere. Durch die Treibhausgase verändert sich der pH-Wert der Meere, da diese immer mehr CO2 aufnehmen. Die Senkung des pH-Werts des Wassers ist fatal für das größte Ökosystem der Erde, das als eine der Grundlagen für menschliches Leben gilt.

Aktuelle Handlungsstrategien zum Klimaschutz

Verspätet setzt in der Gesellschaft Bewusstsein dafür ein, wie ernst und bedrohlich der Klimawandel und dessen Folgen sind. Im Jahr 2015 einigten sich die Regierungen in Paris auf ein weltweites Klimaabkommen, das die Eindämmung des durchschnittlichen Temperaturanstiegs auf unter 2 Grad Celsius vorsah. Dazu wurden langfristige Handlungsstrategien beschlossen, wie beispielsweise die Senkung der Emissionen Europas bis 2030 um mindestens 40% zu senken. Führende Forscherinnen und Forscher des Weltklimarats warnen jedoch davor, dass der angestrebte Maximalanstieg der Temperatur bereits zu hoch sei und schlagen vor, die Klimaerwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius zu beschränken. Da die Vorgehensweisen der Regierungen auf Langfristigkeit setzen und teilweise nur schwerfällig umgesetzt werden, traten in der aktuellen Vergangenheit zahlreiche Klimaaktivisten in die Öffentlichkeit, die aktiv effektivere und schnellere Handlungsansätze hinsichtlich des Klimaschutzes fordern.

Wie hängen Massentierhaltung und Klimawandel zusammen?

Wer über die Ursachen des Klimawandels nachdenkt, wird wohl als erstes die Industrialisierung und hierbei besonders die Förderung und Nutzung fossiler Brennstoffe als Ursache des Klimawandels und Ursprung der Treibhausgase ausmachen. Doch während die Regierungen versuchen, gegen fossile Brennstoffe und ihre Nutzung vorzugehen, bleibt der zweite treibende Faktor des Klimawandels meist unerwähnt: Die Massentierhaltung. So stammem laut dem Umwelt Bundesamt rund 60% der gesamten Methan-Emissionen sowie 80% der Lachgas-Emissionen Deutschlands aus der Landwirtschaft, allein durch die Landwirtschaft wird so das verkraftbare Budget an Treibhausgasen beträchtlich minimiert. Obwohl die Massentierhaltung in zahlreichen Untersuchungen und Studien bereits als gravierender Faktor im Fortschritt des Klimawandels identifiziert wurde, bleibt sie oft unerwähnt und von politischen sowie gesellschaftlichen Handlungsstrategien gegen den Klimawandel meist unberührt. Wieso? Weil ein aktives Vorgehen gegen die Massentierhaltung eine grundlegende gesellschaftliche Veränderung im Bereich Ernährung voraussetzt, die bei vielen traditionell gestimmten Bürgern und somit auch in der Politik wenig Anklang findet.

So trägt die Massentierhaltung zum Klimawandel bei

Massentierhaltung trägt zu einem großen Teil zum durch den Menschen verursachten Klimawandel bei: Die industrielle Tierhaltung, die heute in großem Stil als Massentierhaltung betrieben wird, trägt laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinigten Nationen die Verantwortung für rund 15% der Treibhausgas-Emissionen, die insgesamt von den Menschen verursacht werden. Neben der industriellen Massentierhaltung tragen auch Forstwirtschaft, Energiewirtschaft, Mobilität und Verkehr, der Betrieb und die Instandhaltung von Gebäuden sowie das Entsorgungssystem zu den Treibhausgas-Emissionen bei.


Methan und Lachgas als Treibhausgase aus der Massentierhaltung


Durch die Massentierhaltung wird besonders das Treibhausgas Methan freigesetzt, das während des Verdauungsprozesses, der Fermentation, in den Mägen von Wiederkäuern, zum Beispiel in den Mägen von Schafe, aber besonders bei Rindern entsteht. Aber auch bei der Lagerung von Wirtschaftsdüngern wie Gülle entsteht Methan, das spätestens bei deren Ausbringung freigesetzt wird. Die Emissionen des klimawirksamen Methans sind fast gänzlich auf Rinder zurückzuführen, wobei besonders Milchkühe in der Massentierhaltung als größte Emittenten gelten. Hinsichtlich der Methan-Emissionen aus Düngemitteln sind die Exkremente von Rindern und zu einem geringen Teil auch die Exkremente von Schweinen für die höchsten Methan-Emissionen verantwortlich, während die Exkremente anderer Tierarten in dieser Hinsicht fast gänzlich zu vernachlässigen sind.

Das ebenfalls klimawirksame Gas Lachgas und seine Vorläufersubstanzen wie Stickoxide und Stickstoff werden bei der Verwendung stickstoffhaltiger Dünger freigesetzt, die meist aus der Einstreuhaltung stammen.

Beide Gase sind extrem klimaschädlich: Laut aktuellen Schätzungen des Bundesumweltamtes werden in der Produktionen einem Kilogramm Rindfleisch rund 28kg Treibhausgase freigesetzt, während sich die Treibhausgas-Emission bei der Produktion der selben Menge an Obst und Gemüse nur rund ein Kilogramm beträgt - eine Tatsache, die deutlich macht, wie schädlich die Massentierhaltung für den Planeten ist.

Emissionen aus landwirtschaftlich genutzten Böden


Nicht nur die Massentierhaltung selbst ist Quelle klimaschädlicher Treibhausgase, auch die Faktoren, welche die Massentierhaltung ermöglichen oder damit einhergehen, setzten klimarelevante Emissionen frei. Zu diesen Faktoren gehört neben dem Düngmittelmanagement auch die landwirtschaftliche Nutzung von Böden, zu der wiederum Landnutzungsänderung, Rodung von Forstgebieten oder das Trockenlegen von Feuchtgebieten zählen. Häufig werden diese Maßnahmen durchgeführt, um neue Weideflächen als Nahrungsquelle für die durch die Massentierhaltung stetig wachsende Anzahl an Nutztieren zu gewinnen. Auch Rodungen im großen Stil stehen meist im Zusammenhang mit dem zunehmenden Bedarf an Futtermitteln für die wachsende Anzahl der Nutztiere aus der Massentierhaltung. Diese Veränderungen führen zu einem erhöhten CO2-Ausstoß, da die Pflanzen, die das Treibhausgas in intaktem Zustand aufnehmen und speichern können, nicht länger in der Lage sind, das Treibhausgas speichern zu können und so dem Klimawandel nicht mehr entgegenwirken.

Zudem führt die Verwendung von Harnstoffdüngern sowie die Klakung von Böden zu Lachgas-Emissionen, die ebenfalls klimaschädlich sind. Aber auch Erntereste im Boden sowie die Nutzung organischer Böden tragen zu diesen Emissionen bei. Zusätzlich fallen vermehrt Emissionen durch die Lagerung und Aufbringung von Gärresten an, die zur Biogasproduktion genutzt werden.

Maßnahmen der Landwirtschaft zur Senkung der Treibhausgas-Emissionen


In dem 2016 verabschiedeten Klimaschutzplan 2050 hat sich die Bundesregierung zu dem Ziel bekannt, die Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft bis 2030 um 31-34% gegenüber den Emissionen im Jahr 1990 zu senken. In dem Maßnahmenprogramm, das die Bundesregierung derzeit für das Erreichen der Ziele bis 2030 erarbeitet, sind neben Änderungen im Düngemanagement und in der Pflanzenproduktion auch Änderungen in der Produktion von Tierprodukten in der Massentierhaltung vorgesehen. Zudem wird eine höhere Stickstoffeffizienz angestrebt, die bei weniger Einsatz den gleichen Ertrag hervorbringen soll.

Handlungsbedarf in Gesellschaft und Politik

Bereits jetzt ist absehbar, dass rein technische Veränderungen nicht zum Erreichen der angestrebten Ziele ausreichen. Vielmehr ist ein Umdenken in der Politik, aber besonders in der Gesellschaft und bei Privatpersonen von Nöten, das den Klimaschutz in den Vordergrund rückt und nachhaltige Alternativen zur Massentierhaltung anerkennt. Im Zusammenhang mit der Reduktion der Massentierhaltung bietet sich eine pflanzenbasierte Ernährung an, die statt Tierprodukten aus der Massentierhaltung vermehrt auf Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen, Getreideprodukte, Obst und Gemüse setzt und so durch weniger Treibhausgas-Emissionen deutlich klimafreundlicher ist.

Besonders die reichen Nationen, zu denen auch die westlichen Industrienationen gehören, müssten sich hierbei ihrer Vorbildung Aktion in Bezug auf den Klimaschutz bewusst werden und mit positivem Beispiel in den Bereichen nachhaltige Ernährung, umweltfreundliche Mobilität sowie klimaverträgliche Industrie und Produktion vorangehen.