Digitalisierung im Sport

Die Digitalisierung schreitet in nahezu jedem Lebensbereich mit unglaublichen Schritten voran. Den "Digital Natives" mag das weniger bewusst sein, als den älteren Generationen. Die Neuerungen beschränken sich nicht nur auf das neuste Smartphone oder eine innovative App. Digitalisierung ist das Schlagwort der zukünftigen Arbeitswelt. Ohne Digitalkompetenz sieht es bald auf dem Arbeitsmarkt schlecht aus. Auch im Sport ist die Digitalisierung angekommen.

Was ist Digitalisierung und wo kann sie im Sport angewendet werden?

Mit Digitalisierung ist in erste Linie technische, insbesondere elektronische Unterstützung gemeint. Prozesse, die vorher mühsam per Hand erledigt werden mussten oder überhaupt nicht möglich waren, werden jetzt von Computern erfüllt.

 

Im Sport, insbesondere im Leistungssport, ergeben sich Anwendungsbereiche in der Vor- und Nachbereitung von Spielsituationen. Anhand von Videoaufnahmen können Trainer beendete Matches auswerten und dadurch das Training ihrer Schützlinge anpassen. Die Tafel zur Erklärung der Taktik vor einem Wettkampf wird durch ein Whiteboard ersetzt. Darauf können die Daten der Mitstreiter erscheinen, sowie ihre Stärken und Schwächen, es können Spielzüge illustriert werden und vieles mehr. Die Informationen bleiben besser im Kopf, weil sie multimedial aufgearbeitet sind.

 

Aber nicht nur die direkte Wettkampfsituation kann digitalisiert werden. Das Training kann bereits durch elektronische Helfer verfeinert werden. Von der Pulsuhr über den Fitnesstracker bis hin zu Virtual-Reality-Brillen sind viele "Gadgets" denkbar. Insbesondere bei Outdoorsportarten bieten die Errungenschaften der Virtual Reality viele Vorteile. Im Winter kann beispielsweise auch einfach in der Halle trainiert werden. Für Leistungszentren wurde das bisher schon mit komplexen Simulatoren in der Vergangenheit gemacht, aber jetzt ist eine Anwendung auch im Hobbysport denkbar.

 

Digitale Hilfsmittel können zukünftig auch vermehrt von der Seite der Schiedsrichter eingesetzt werden. "Irren ist menschlich" sagt man so schön, aber im Leistungssport möchte sich eigentlich niemand sich mit diesem Fakt abfinden. Irrtümer und falsche Entscheidungen können durch digitale Lösungen vermieden werden.

Auch die Fans profitieren von diesen Entwicklungen. Der Ticketverkauf wird immer mehr digitalisiert. Das erhöht die Geschwindigkeit und vermindert den Aufwand. Ein höherer Grad der Personalisierung und ein besseres Gesamterlebnis für den Zuschauer sind die Folge. Errungenschaften wir Virtual und Augmented Reality können bei der Personalisierung und individuellen Gestaltung eines Sportereignisses unterstützend genutzt werden.

Wie weit ist die Digitalisierung im Sport schon?

Die Digitalisierung im Sport entwickelt sich derzeit schnell weiter. Trotzdem ist sie noch ganz am Anfang und steckt in den Kinderschuhen. Es sind derzeit noch unendlich viele Potenziale ungenutzt. Damit sich das ändert, ist aber nicht zuletzt die finanzielle Komponente entscheidend. Je mehr Geld in einer Sportart umgesetzt wird, desto weiter ist dieser Sport meistens in der Digitalisierung. Die Nutzung digitaler Ressourcen stellt eine Optimierung dar. Einen potenziellen Vorteil gegenüber dem Gegner. Wenn Gagen in Millionenhöhe auf dem Tisch liegen, ist der Anreiz zur Nutzung aller Chancen höher, als wenn es um den Spaß oder einen Kaufhausgutschein geht.

 

Ein prominentes Beispiel im Sport ist der Videobeweis im Fußball. Bei der letzten WM wurde diese digitale Neuerung auch den weniger Fußballbegeisterten bewusst. In einer Schaltzentrale, voll mit Bildschirmen und Rechnern, entscheiden Hilfsschiedsrichter, wie eine Situation zu bewerten ist und ob der Schiedsrichter auf dem Feld seine Entscheidung noch einmal überdenken sollte. Hier werden ärgerliche und mitunter teure Fehlentscheidungen vermieden, aber der Mehrwert für Spieler und Zuschauer bleibt fraglich. Wenn ein Spiel permanent unterbrochen wird, entsteht kein Spaß. Daran kann man deutlich merken, dass sich noch viel tun muss.

 

Einen größeren Mehrwert für den Fan haben dagegen verschiedene digitale Angebote, wie Streaming und Fanportale mit allen relevanten Informationen. Hier kann die Zeit bis zum nächsten Spiel überbrückt werden und der Zuschauer erhält einen echten Mehrwert.

Vorreiter der Digitalisierung im Sport

Vorreiterrollen in diesem Feld übernehmen beispielsweise zwei Vereine der Fußball-Bundesliga. Der FC Bayern München sucht auf seinen "HackDays" digitale Ideen und Nachwuchstalente. Dabei wird sowohl nach Designern, Programmierern und Data Mining Experten Ausschau gehalten. Generell wird bereits jetzt versucht, Lösungen für zukünftige Probleme zu finden.

 

Der Vfb Stuttgart geht dabei nicht ganz so weit, aber es gibt eine eigene Analyseabteilung, die alle Daten der Spieler auswertet. Von den gelaufenen Metern auf dem Platz bis hin zur Dokumentation von Schlafrhythmus und Körpertemperatur ist Big Data auch hier ein nicht mehr wegzudenkendes Schlagwort.

Wo finden sich schon praktische Umsetzungen?

Praktische Umsetzungen finden sich primär im Profisport. Nicht nur im Fußball ist die Digitalisierung angekommen, sondern in fast jeder Sportart. Ob beim Skilanglauf, Basketball oder Fechten. Olympische Teams beschäftigen eigene Analysten zur Datenauswertung. Videocoaching bietet nicht erst seit Kurzem wesentliche Vorteile in der Wettkampfvorbereitung. Kameras auf den Spielfeldern und GPS-Systeme im Spielgerät (z. B. Fußball) entwickeln den Sport immer weiter.

 

Selbst im privaten Bereich sind Fitnesstracker in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Auch sie sind ein Teil des digitalen Sportzeitalters. Sie messen Puls, Kalorienverbrauch und zeichnen Strecken und Aktivitäten auf. Inzwischen ist jedes dieser Geräte ein kleiner, selbstständiger Coach.

 

Digitalisierung im Sport vollzieht sich aber auch in kleinen Bahnen. Die Terminplanung ist durch Digitalisierung vom lokalen Sportclub bis zum Weltmeister revolutioniert worden und auch der Kontakt zu Fans kann über Social Media anders gepflegt werden, als noch vor einigen Jahren.

Was behindert die Digitalisierung im Sport?

Trotzdem gibt es einige Hindernisse für die Digitalisierung. Zum einen sind das starre Regeln und Systeme. Oft wird eine Neuerung gescheut, weil Sie Ungewissheit mit sich bringt. Wenn man etwas macht, wie man es schon immer gemacht hat, kann nichts schief gehen. Stellenweise werden der Datenschutz und die persönlichen Bildrechte Probleme bereiten. Hier muss sich der Gesetzgeber selbst einmal eingehend mit dem Thema Digitalisierung beschäftigen. Letztendlich sind Trainer und Funktionäre "vom alten Schlag" Bremsklötze für die digitale Entwicklung, denn sie lassen keine neuen Ideen zu.

Vor- und Nachteile der Digitalisierung im Sport

Eine große Errungenschaft der Digitalisierung im Sport ist die Sicherheit, die sie bewirkt. Präzisere Vorbereitung und auch bessere Ausrüstung verhindern Unfälle und gefährliche Situationen. Generell werden die Athleten durch diese Entwicklungen auch erfolgreicher. Es gibt also immer wieder neue Rekorde für den Zuschauer. Unklarheiten um einen Sieg gibt es selten noch. Entfernungen und Zeiten können auf den Millimeter und die Tausendstel-Sekunde gemessen werden.

 

Was dadurch allerdings verloren gehen kann, ist das Gefühl und die Emotion des Sportes. Wenn das Team gewinnt, das die bessere Technik hat, gibt es keinen Nervenkitzel mehr. Es würde sich nicht lohnen eine Sportveranstaltung zu besuchen. Vielleicht sind die ständigen Datenanalysen auch einfach nicht so effizient wie gedacht und bewirken kaum etwas.

 

Eines ist klar: Die Digitalisierung wird Auswirkungen auf den Sport haben und ihn nachhaltig prägen. Es ist an jedem Einzelnen sich vor diesen Änderungen zu verschließen oder aktiv daran mitzuwirken. Noch ist nicht klar, ob die Veränderungen negative oder positive Auswirkungen haben werden. Je mehr konstruktive und durchdachte Ideen eingebracht werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für überwiegend positive Effekte.