Soziologie des Essens

Die Ernährung in Hinblick auf gesellschaftliche und kulturelle Einflüsse zu untersuchen, sowie Unterschiede zwischen Kulturen ist Aufgabe der Soziologie des Essens. Es wird untersucht, was Menschen essen, was sie nicht essen, und wie die Lebensmittel zubereitet werden und von wem. Wie hat sich die Ernährung verändert und welche Ernährungstrends gibt es jetzt und zukünftig. Die Soziologie des Essens zieht Ergebnisse aus dem Konsumverhalten, aus den Preisen für Lebensmittel und welche Qualität gekauft wird.

Essen in vergangenen Tagen

Der menschliche Körper ist grundsätzlich in der Lage alle Lebensmittel zu verwerten, für die reine Nahrungsaufnahme ist es egal, welche auf den Teller kommt. In der Urzeit konnte nur gegessen werden, was verfügbar war. Beeren, Nüsse, manchmal Fleisch, wer Hunger hatte, musste aktiv werden. Um Hungerzeiten zu vermeiden, fing der Mensch an sich zu bevorraten, selber anzupflanzen und Nutztiere zu halten. Die Lebenserwartung war niedrig und der gesundheitliche Aspekt der Ernährung war nicht wichtig. Es ging ums Überleben. Im Laufe der Jahre wurde das Lebensmittelangebot erweitert, es gab Gewürze und die Zubereitungsform wurde ausgefeilter. Gegessen wurde alles und davon viel. Fleisch von exotischen Tieren wie z. B. dem Pfau wurde auf überladenen Tafeln aufgetischt, zumindest in wohlhabenden Haushalten. Der Bevölkerungsteil, der sich vom Ertrag seiner Felder ernährt hat, musste oft hungern. Nach den Entbehrungen durch Kriegszeiten gönnte sich die Bevölkerung wieder Gutes und der Ernährungstrend ging zu reichhaltigen Mahlzeiten. Der Fettgehalt in der Ernährung war hoch, eine warme Mahlzeit bestand aus Fleisch, Gemüse und gerne einer Kartoffelbeilage. Butter entwickelte sich zum Geschmacksträger, verbesserte den Geschmack von Dosengemüse und Salz wurde von flüssiger Würze unterstützt. Sonntags stand in einem guten Haushalt ein Braten auf dem Tisch. Das Resultat waren Übergewicht und Krankheiten, die durch Vitaminarme und fettreiche Ernährung entstehen. Die Soziologie des Essens spricht aufgrund der Ergebnisse politische Empfehlungen für Ernährungstrends aus. Die ersten Diäten setzten einen Ernährungstrend. „Friss die Hälfte“ und Eier Diät sollten Pfunde schmelzen lassen. Mit zunehmender Globalisierung veränderte das Lebensmittelangebot und kulturelle Einflüsse wirkten sich auf die Ernährung aus.

 

Essen macht gesund?!

Die Soziologie des Essens stellte einen Zusammenhang zwischen Ernährungstrend und gesundheitlicher Verfassung her. Eine ausgewogene Ernährung erhöht die Lebenszeit und bestimmte Ernährungstrends verlangsamen das Altern. Das Fett wurde als Übeltäter ermittelt und sollte weniger gegessen werden. Mit dem Ernährungstrend Crossover vermischten sich die Küchen verschiedener Länder, das vermeintlich Beste aus jeder Kultur wurde vermischt. Ein Umdenken hat stattgefunden, höhere Moralvorstellungen und ethische Gesichtspunkte bringen Fleischkonsum in die Kritik. Bilder aus Massentierhaltung verderben vielen den Appetit auf billig produziertes Fleisch. Der Ernährungstrend heißt vegetarisch und entwickelt verschiedene Formen. Einige Vegetarier essen einmal im Monat Fleisch, einige essen Fisch, es gibt den Verzicht auf Eier und auf Milch. Die Steigerungsform heißt vegan. Der komplette Verzicht von tierischen Produkten. Keinen Honig, kein Leder, keine Milchprodukte. Der Lebensmittelmarkt wird bereichert mit Lebensmittel aus pflanzlichem Eiweiß die, damit Kindheitserinnerungen geschürt werden, nach Fleisch schmecken. Die Kritik an fleischloser Ernährung ist groß. Mangelerscheinungen werden befürchtet und der Ernährungstrend wird für Schwangere und Kinder nicht empfohlen. Der Einfluss des sozialen Umfelds auf die Ernährung ist sehr stark, der Zwang sich über seinen Lebensmittelkonsum zu definieren ist hoch. Jung sein bis ins hohe Alter, fit und vital wirken, mitsprechen können über Chiasamen und Gojibeeren bedeutet Ansehen in der Gruppe. Fleischesser sind in einer Verteidigungsposition. Die Soziologie des Essens sieht keinen Zusammenhang zwischen gesundheitlichen Aspekten und Geschmack der Ernährung. So folgt der Ernährungstrend des Smoothies keinen geschmacklichen Regeln. Das kleine Glas voll püriertem Obst und Gemüse hat den Kaloriengehalt einer Mahlzeit. Hier wird Grünkohl mit Apfel und Karotte gemixt, schnell im Stehen getrunken oder dem Ernährungstrend „To-Go“ folgend. Über Ernährung wird gesprochen, gebloggt, Essen wird fotografiert. Essen ist ein Lebensgefühl und bringt unzählige Ernährungstrends hervor. So soll der dauerhafte Verzicht auf Kohlehydraten für einen schlanken Körper und eine reine Haut sorgen. „Low Carb“ oder „ No Carb“ versprechen gleichbleibendes Gewicht durch den Verzehr von eiweißhaltigen Lebensmitteln. Einige unterscheiden zwischen Guten und schlechten Kohlehydraten. In diesem Zuge ist der Zucker als Zusatz im Essen verbannt worden, um suchtähnliche Zustände abzubauen ist der vollständige Verzicht von Zucker über mehrere Wochen empfehlenswert. Einen schlanken Körper ohne übermäßigen Sport zu betreiben versprechen sich Anhänger der 5:2 oder 16:8 Ernährungsform. Es handelt sich um Teilzeitfasten. An fünf Tagen kommt der Körper mit wenigen Kalorien aus um an zwei Tagen mit Pizza, Chips und Cola verwöhnt zu werden. Alternativ, 16 Stunden am Tag keine Kalorien um dann acht Stunden zu essen. Dem Körper soll ein Mangel vorgegaukelt werden und auf seine Reserven zurückzugreifen. Die Soziologie des Essens berichtet über mehr Menschen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Lactoseintoleranz ist weit verbreitet, doch auch auf den Eiweißklebstoff Gluten im Weizen reagieren Menschen mit Unwohlsein. Der Anteil von Menschen, die tatsächlich auf Gluten verzichten müssen, ist gering. Glutenfreie Produkte sind beliebt und werden unnötigerweise gekauft. Die Soziologie des Essens hält durch die Komplexität der Ernährung viele Verbraucher für überfordert. Ernährungstrends wie Clean Eating wollen mehr Bewusstsein für natürliche, ursprüngliche Lebensmittel wecken. Anhänger dieses Trends kaufen bevorzugt regionale Produkte, achten auf Frische und bereiten das Essen selber zu.

Du bist, was du isst.

Während auf der einen Seite die Ernährung in den Lebensmittelpunkt rückt und zum Motto in sozialen Netzwerken wird, untersucht die Soziologie des Essens die Ernährungsarmut. Regionen, in denen immer wieder Hungersnöte für Katastrophen sorgen aber auch Institutionen wie Tafeln, die in vielen Gemeinden Lebensmittel austeilen. Währen sich ein Teil der Bevölkerung exotische Zutaten leistet, um seinem Körper die größtmögliche Leistungsfähigkeit zu entlocken, haben andere nicht genug um ihren Grundbedarf zu decken. Der Körper braucht Energie um zu funktionieren, leistet er mehr, braucht er mehr. Im Grunde ist es ganz einfach. Eine einseitige Ernährung führt leicht zu Mangelerscheinungen. Und ist der Körper nicht im Lot, so ist ein Mensch anfällig für Krankheiten, fühlt sich schlapp und unausgeglichen. Die Soziologie des Essens gibt Empfehlungen heraus, wie eine ausgewogene Ernährung aussehen kann. Es ist eine Kombination aus Eiweiß, Kohlehydraten, Obst und Gemüse. Esse ich entsprechend der Empfehlung, verwende ein gutes Fett und davon wenig, so bekommt mein Körper alles Notwendige. Essen ist Genuss und muss gut schmecken, auch wenn es laut der Soziologie des Essens nur um Kalorienzufuhr geht. Essen ist etwas Persönliches, die Entscheidung Fleisch zu essen oder nicht liegt bei jedem Einzelnen. Sich Gedanken darüber zu machen woher unsere Lebensmittel kommen, und welche Auswirkung mein Konsum für andere hat, macht uns zu empathischen Menschen. Es ist jedoch nicht alles schwarz weiß, so ist der Konsum von Mandeln und deren Produkten aus ökologischer Sicht eine Katastrophe. Produkte die über eine weite Distanz transportiert werden, belasten unsere Umwelt. Für den Anbau von Sojaprodukten wird Regenwald abgeholzt. Ein guter Ernährungstrend bringt Verbraucher wieder an die Gemüsebeete, Essen Selbst zu produzieren, zu sehen wie etwas wächst und den unverfälschten Geschmack zu probieren ist ein Schritt, um Maß halten wieder zu lernen.

 

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