Vegetarismus

Vegetarismus und der Klimawandel - Wie wirkt sich der Vegetarismus auf das Klima aus?

Laut dem Bundesumweltministerium ist die Ernährung der Deutschen maßgeblich an den klimarelevanten Emissionen pro Jahr beteiligt. Denn, pro Person kommen hier rund 1,75 Tonnen zu Stande. Dies entspricht der Höhe von Emissionen, die pro Jahr durch den Verkehr ausgestoßen werden. Die deutsche Bevölkerung emittiert insgesamt rund 11,6 Tonnen Co2. Davon entfallen 15 Prozent auf die Ernährungsgewohnheiten.

Hierzu gibt es einen Vergleich, der besonders vielsagend ist: Eine Forschung des agrar-kritischen Think-Tank und der Organisation Grain hat ergeben, dass der Klimawandel mehr von der internationalen Agrarindustrie vorangetrieben wird, als von der Öl-Industrie.

Bei der Herstellung von Lebensmitteln entsteht die größte Menge an Treibhausgasen durch den Transport. Doch welche Folgen für das Verhalten der Menschen könnte dies bedeuten? Was kann an der eigenen, persönlichen Ernährungsweise verändert werden, damit der Anstoß von gefährlichen Treibhausgasen reduziert werden kann? Die Antwort von den Experten auf dem Gebiet ist hier sehr klar. Sie lautet: Vegetarismus.

Doch, warum sollte die Lösung im Vegetarismus bestehen? Ganz einfach, denn mehr als 70 Prozent des Ausstoßes von Treibhausgasen lässt sich auf zu viele tierische Produkte in der Ernährung der Menschen zurückführen. Eine Ernährungsweise, welche dem Vegetarismus folgt, hat als Konsequenz einen sehr viel geringeren Ausstoß von schädlichen Treibhausgasen.

Es gibt mittlerweile zwar immer mehr Menschen, die sich bereits für den Vegetarismus entschieden haben, insgesamt ist das Verständnis innerhalb der Bevölkerung allerdings noch sehr niedrig. Laut dem BUND wissen nur knapp unter 40 Prozent der Deutschen, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und der Ernährung mit tierischen Produkten gibt. Warum der Konsum von Fleisch und dessen Produktion so schädlich für das Klima ist und welche Alternativen geboten werden, klärt der folgende Artikel.

Warum schadet die Produktion und der Verzehr von Fleisch dem Klima?

Zum einen braucht es große Flächen von Ackerland, um Fleisch zu produzieren. Die Milch- und Fleischproduktion benötigt eine so große Menge an Land, wie keine anderen Konsumgüter auf der Welt. Dabei werden durch tierische Produkte gerade einmal 17 Prozent des Bedarfs an Kalorien der Menschen abgedeckt. Benötigt werden dazu im Kontrast für die Produktion allerdings 77 Prozent allen Ackerlandes auf der Welt. Davon entfallen zwei Drittel auf Weiden, ein Drittel wird dafür benötigt, um das Tierfutter anzubauen. Im Sinne des Vegetarismus wäre es hier lohnenswerter, dieses Land für den Anbau von Getreide und Feldfrüchten zu nutzen. Diese könnten dann der menschlichen Ernährung in direkter Weise dienen.

Darüber hinaus entstehen durch den Futtermittelanbau noch weitere negative Konsequenzen. Es wird kontinuierlich mehr Ackerfläche für den Anbau von Tierfutter benötigt. Wenn der Konsum an Fleisch steigt, dann wird mehr Ackerfläche benötigt oder es ist nötig, auf den bereits vorhanden Flächen den Ertrag zu steigern. Oft wird dies durch den Einsatz von Pestiziden und Düngern versucht zu erreichen. Dies ist allerdings extrem schädlich für die Böden, die Wasserknappheit wird verstärkt und die lokale Bevölkerung wird dadurch krank.

Somit ist der einzig durchführbare Weg für mehr Ackerflächen zu sorgen. Hier lassen die negativen Konsequenzen ebenfalls nicht lange auf sich warten. Denn, wenn Grasland und Wälder zu Monokulturen gemacht werden, wo eigentlich Biodiversität herrschen sollte, dann wird der Kohlenstoff, der sich im Boden befindet, in die Atmosphäre abgegeben, und zwar in Form von CO2. Auch wird durch Pestizide und Dünger die Biodiversität immer stärker reduziert.

Die Emission von Methangas durch Tiere ist ein weiterer wichtiger Punkt, der stark zum Klimawandel beiträgt. Denn Methangas ist noch weitaus schädlicher für das Klima als das CO2. Die Nachhaltigkeit der Fleischproduktion ist sehr gering. Denn durch die Rinder wird Methangas emittiert, dessen Effekt als Treibhausgas viel stärker ist als der von Kohlendioxid. In der Atmosphäre überlebt Methan fast 12 Jahre lang, also wesentlich kürzer als CO2 mit 1000 Jahren, allerdings ist es wesentlich wirksamer. Vegetarismus könnte daher eine wirklich gute Lösung sein, um diese Probleme einzudämmen.

Der Verbrauch an Fleisch lag im Jahr 2018 pro Kopf in Deutschland bei fast 89 Kilogramm, 60 Kilogramm entsprach hierbei der eigentliche Verzehr. Der Durchschnitt weltweit liegt bei circa 43 Kilogramm. Eine unbedenkliche Menge an Fleisch, bezogen auf die Gesundheit, liegt laut einer Empfehlung der WHO zwischen 15 und 31 Kilogramm. Wenn die Menschen in Deutschland also lediglich weniger Fleisch essen würden, dann könnten die Emissionen von Treibhausgasen schon um fast 12 Prozent gesenkt werden. Wie die positiven Auswirkungen bei einem kompletten Vegetarismus aussehen würden, kann sich hier ausgemalt werden.

Aktuell isst jeder Deutsche im Durchschnitt in der Zeit von zehn Jahren 109 Hühner, ein halbes Rind und 5,4 Schweine. Durch eine Ernährung, die dem Vegetarismus folgt, könnte jeder Mensch zwischen 300 und 400 Kilogramm Kohlendioxid einsparen. Damit werden durch einen Wechsel zum Vegetarismus knapp 30 Prozent Treibhausgase ausgestoßen. Würde eine vegane Ernährung gewählt, wären es hier sogar 50 Prozent. Menschen, die sich nach dem Vegetarismus ernähren, senken den Ausstoß an CO2 von 1,75 Tonnen auf nur noch 1,3 Tonnen.

Was wären die Auswirkungen einer Welt mit Vegetarismus?

Wenn sich alle Menschen auf der Welt nach dem Vegetarismus ernähren würden, würde der Flächendruck sehr schnell sinken. Denn die Fläche, die für die Fleischproduktion benötigt wird, ist sehr viel größer als die, welche eine pflanzliche Ernährung benötigen würde.

Der FA0 hat geschätzt, dass die Ernte von Getreide im Jahr 2019 bereits zum zweiten Mal weltweit unter der allgemeinen Nachfrage geblieben ist. Dies bedeutet, dass auf der Welt zu wenig Getreide hergestellt worden ist. Dies lässt sich vor allem auf die in Europa aufkommende Hitzewelle zurückführen. Dadurch sind zum einen die Preise für Getreide gestiegen, zum anderen ist der Druck auf die Flächen noch stärker angewachsen. Wenn die Menschen weniger Fleisch essen würden, oder ganz dem Vegetarismus folgen würden, dann könnte dieser Flächendruck maßgeblich gesenkt werden.

Damit das sogenannte 2 Grad Ziel erreicht wird, müsste der gesamte Fleischkonsum auf der Welt massiv reduziert werden. Pro Kopf müsste der Konsum von Fleisch dann bis zum Jahr 2030 auf 22 Kilogram pro Jahr gesenkt werden. Auf 16 Kilogramm sogar bis zum Jahr 2050. Würde dies passieren, dann würde eine Begrenzung des Anstiegs der Durchschnittstemperatur auf der Welt auf zwei Grad begrenzen lassen. Eine Lebensweise nach dem Vegetarismus würde dies natürlich noch verstärken. Doch leider sieht der aktuelle Trend ganz anders aus: Die Fleischproduktion hat sich seit dem Jahr 1965 weltweit nahezu vervierfach.

Der große Konsum von Fleisch ist ein Zeichen des Wohlstandes. Beispielsweise werden in China fast ein Drittel weniger Fleischprodukte verzehrt, als in Deutschland. In vielen Afrikanischen Ländern liegt der Konsum von Fleisch sogar nur bei der Hälfte. In Ländern wie Argentinien, Australien oder den USA sieht es allerdings leider ganz anders aus. Denn hier werden pro Kopf und Jahr über 100 Kilogramm von Fleisch verzehrt. Wenn auch in den Schwellenländern der wirtschaftliche Wohlstand wächst, dann nimmt auch hier der Konsum von Fleisch weiter zu. Nach Prognosen der FAP wird die Produktion und der Verzehr von Fleisch um 70 Prozent bis zum Jahr 2030 ansteigen, und um 120 Prozent bis zum Jahr 2050. Die Folgen davon sind fatal. Daher ist es eine wirkliche Überlegung, zum Vegetarismus überzutreten, um etwas gegen den Klimawandel zu tun.

Wie kann der Fleischkonsum für das Klima geändert werden?

Seit einigen Jahren lässt sich in Deutschland zumindest der Trend beobachten, dass der gesamte Konsum von Fleisch leicht zurückgeht. Zwischen fünf und zehn Prozent der Deutschen ernähren sich bereits im Sinne des Vegetarismus. Auch bezeichnet sich eine immer größere Zahl der Deutschen als Flexitarier. Dies bedeutet, dass diese Menschen die Massentierhaltung ablehnen und ihre eigene Gesundheit sowie auch die Umwelt zwar schützen möchten, dennoch nicht komplett dem Vegetarismus folgen.

Es gibt verschiedene Maßnahmen der Politik, welche von Experten vorgeschlafen werden, damit der Konsum von Fleisch in Deutschland weiterhin zurückgeht. Allerdings stoßen Ideen wie der Veggie-Day eher auf Widerstand in der Bevölkerung.

Eine weitere Möglichkeit wäre es, fleischfreie und gesunde Lebensmittel mit Subventionen zu unterstützen oder das Fleisch höher zu besteuern. Studien hierzu haben allerdings ergeben, dass die Folgen solcher Lenkungen keine großen Auswirkungen hätten und viele Kosten nach sich ziehen würden. Denn, um zu wirken müssten die Subventionen auf die fleischfreien Lebensmittel sehr hoch sein.

Wichtiger ist es also laut Experten, Kampagnen im Sinne der Information zu fördern. Ebenfalls die Einführung eines CO2-Labels könnte helfen, damit die Konsumenten mehr Sensibilität für ihren Fleischkonsum entwickeln.

Fazit - Vegetarismus für ein besseres Klima

Die vorherigen Ausführungen haben klar gezeigt, welch großen Einfluss der Konsum von Fleisch auf das Klima hat. Im Vegetarismus würde natürlich die beste Lösung liegen, um einen persönlichen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Für diejenigen, für die der Schritt zum Vegetarismus noch zu radikal erscheint, empfiehlt es sich, den Fleischkonsum zu reduzieren. Besser ist es, seltener Fleisch zu essen, und wenn auf hochwertigeres und teureres Bio-Fleisch zurückzugreifen. Außerdem ist es besser, Produkte zu kaufen, die aus der eigenen Region stammen, da somit die durch den Transport verursachtem Emissionen wegfallen.

Wer es doch mal mit dem Vegetarismus versuchen möchte, findet zahlreiche Ersatzprodukte für Fleisch. Dazu zählen beispielsweise Tofu, Soja oder Seitan. Auch aus Jackfrucht, Sonnenblumenkernen, Erbsen, Bohnen, Weizen, Lupinen und Grünkern werden mittlerweile Ersatzprodukte für Fleisch hergestellt. Hier ist es wichtig, dass die jeweiligen Ersatzprodukte ohne den Einsatz von Pestiziden angebaut wurden und in der eigenen Region hergestellt wurden.