Industrielle Landwirtschaft

Landwirtschaft und Klima - passt?
In den Zeiten der "Friday for future"-Bewegungen wird immer leidenschaftlicher diskutiert. Anfangs nicht immer um die eigentliche Sache, vielmehr um die Tatsache, dass Schüler lieber zur Schule gehen sollten, jedoch zunehmend nun immer mehr auf das Kernthema beschränkt, das Klima der Welt. Nun erfreute sich der "Homo sapiens" Jahrtausende an der habitablen Zone zur Sonne und ist seit geraumer Zeit ganz unterschwellig damit beschäftigt, diese eigenhändig zu zerstören. Nun mal im Ernst: Die Dürreperioden werden länger, die Flüsse treten in aller Regelmäßigkeit über die Ufer und auch die Frühjehres- und Herbststürme werden von Jahr zu Jahr häufiger und heftiger. Vom Anstieg des Meeresspiegels durch die schmelzenden Polkappen mal ganz zu schweigen. Kurz um: Es tut sich was am Erdenklima, nur ob die Richtung stimmt weiß kein Mensch.

Und in Zeiten wie diesen ächzt auch die industrielle Landwirtschaft unter den nicht mehr so ganz vorhersehbaren Wetterkapriolen. Es lässt sich nicht mehr alles gut vorab planen. Immer häufiger machen das Wetter oder verschiedene Wetterphänomene das Planen für die industrielle Landwirtschaft zur Qual und Missernten drohen. Doch auch die industrielle Landwirtschaft ist ein Zahn am großen Zahnrad, welches unaufhörlich am Klima der Welt nagt. Natürlich wird das ungern gesehen und auch selten genug erwähnt. Aber schließlich ist die industrielle Landwirtschaft Fluch und Segen zugleich. Denn dass die industrielle Landwirtschaft Milliarden von Menschen ernähren soll und muss ist kein Geheimnis. Ohne sie würden noch wesentlich mehr Menschen als ohnehin schon verhungern müssen. Aber der Preis, den wir alle dafür auch zahlen dürfen ist recht hoch.

Nicht jedem ist gleich auf Anhieb klar, was denn die industrielle Landwirtschaft nun für einen Einfluss auf das Erdenklima nimmt. Dass, was wir alle sicher am ehesten durch die industrielle Landwirtschaft wahrnehmen können, ist die ursprüngliche Düngung unter der Zuhilfenahme von Mist oder auch Dung aus den Ställen. Wird dieser auf den Äckern ausgebracht, dauert es nicht lange und unsere Nasen schlagen Alarm. Jedoch tun sie es nicht, weil gerade eine nicht zu unterschätzende Menge Nitrat in den Boden sickert, sondern des Gestankes wegen. Aber was passiert nun genau, während und nachdem die industrielle Landwirtschaft das Nitrat in den Boden eingebracht hat?
Dass die Pflanzen Nitrat benötigen um vernünftig zu gedeihen ist wohl allgemein bekannt. Wird jedoch durch die industrielle Landwirtschaft zu viel Nitrat in den Boden eingebracht, schaffen es auch die Pflanzen nicht, alles Nitrat aufzunehmen. Als Folge dessen sickert das überschüssige Nitrat durch Niederschläge immer tiefer ins Erdreich, bis es schlussendlich im Grundwasser landet. Laut dem Bundesministerium für Umwelt ist für die Verschmutzung des Grundwassers durch Nitrat vor allem die exorbitante Verwendung von tierischen Exkrementen und auch Kunstdünger durch die industrielle Landwirtschaft verantwortlich.

Doch was hat es nun genau für Auswirkungen auf die Umwelt? Das Nitrat wird im Grundwasser immer weiter getragen und gelangt schlussendlich in an die Äcker angrenzende Flüsse, Bäche und Seen und lässt somit auch den Salzgehalt dieser unbemerkt ansteigen. Das führt unweigerlich dazu, dass diverse Tier- und auch Pflanzenarten entweder abwandern oder gar aussterben. Und je weniger Leben in den Gewässern möglich ist, desto saurer werden diese. Nicht ob der Gemütsregung über den Zustand derer, sondern vielmehr der ph-Wert des Wassers. Dieser Zustand darf durch die industrielle Landwirtschaft nicht weiter vorangetrieben werden und kann auch nicht das Ziel dieser sein. Also sind hier Einsicht und Handlungsbedarf geboten. Die Überdüngung durch die industrielle Landwirtschaft bringt aber auch uns Menschen direkt in Gefahr. Denn im Körper des Menschen wird Nitrat in Nitrit reduziert. Dazu sind die körpereigenen Darmbakterien und auch die Speicheldrüsen in der Lage. Während dieses Umwandlungsvorganges können jedoch nun krebserregende Nitrosamine entstehen. Besonderes Augenmerk sollte bei einem zu hohen Nitritgehalt bei Babys und Kleinkindern gelegt werden. Das führt zu einer verminderten Sauerstoffaufnahme und kann in innerer Erstickung münden. Wer findet so etwas schon gut?

Ebenfalls nicht zu unterschätzen und damit zu erwähnen ist ein zu hoher Phosphatgehalt im Boden durch Überdüngung. Phosphate werden gedüngt, damit sich die Wurzeln beispielsweise optimal entwickeln und dadurch entfalten können. Ist der Boden jedoch durch die industrielle Landwirtschaft mit Phosphat überdüngt worden, gelangt auch dieses über das Grundwasser in die angrenzenden Gewässer und sorgt in diesen dann für ein stark erhöhtes Algenwachstum. Auch das zerstört Lebensräume für Flora und Fauna.

Also ist es nicht von der Hand zu weisen, dass die industrielle Landwirtschaft mit am Klimawandel beteiligt ist, wenn durch die Überdüngung weltweit ganze Ökosysteme aussterben. Genauso verhält es sich mit dem Thema CO2 und industrielle Landwirtschaft. Es sind nicht nur die Schlepper und weitere landwirtschaftliche Großgeräte, die einen recht hohen CO2 Wert erreichen können, sondern auch die immer weiter wachsenden Rinderherden spielen eine zunehmende Rolle beim Thema Treibhausgas CO2. Schließlich ist das bei der Verdauung entstehende Methan Klimakiller Nummer eins und die Herden wachsen stetig und rasant weiter. Natürlich auch verursacht durch die weiter steigende weltweite Nachfrage. Hier ist also nicht allein die industrielle Landwirtschaft in der Pflicht, sondern auch der Verbraucher selbst mit seinem Konsumverhalten.

Als Lösungsansatz hat die Politik in Deutschland beispielsweise das sogenannte Agrarpaket angestoßen und will es einführen. Dieses sieht unter anderem schärfere Düngeregeln vor. Für die industrielle Landwirtschaft bedeutet dies, dass Gülle und auch Gärreste in der Zukunft genau analysiert werden müssen, bevor diese dann auf den Feldern ausgebracht werden können. Und auch die Zeit der Ausbringung soll von bislang vier Stunden auf nur eine Stunde begrenzt werden. Um die Düngeintervalle zu strecken, wird zukünftig durch die industrielle Landwirtschaft eine höhere Lagerkapazität des Dungs gewährleistet werden müssen. Bisweilen lag diese für die industrielle Landwirtschaft bei sechs Monaten und soll dann auf sieben Monate Lagerzeit erhöht werden können. Bislang wird das Agrarpaket von den Bauern der industriellen Landwirtschaft nicht mitgetragen. Vielmehr fühlt sich die industrielle Landwirtschaft in ihrer Handlungsweise beschnitten.

Es handelt sich hierbei jedoch um einen sinnvollen Ansatz zur Lösungssuche um die industrielle Landwirtschaft auch in den umweltpolitischen Fragen weiter voran zu bringen und auch zu unterstützen. Natürlich reicht es noch lange nicht aus, da hier in erster Linie nur weitestgehend die Düngeproblematik in den Fokus rückt und etwas abgemildert, jedoch nicht großflächig abgeschwächt wird. Dazu darf auch für die industrielle Landwirtschaft eine Beschränkung des Ausstoßes des Treibhausgases CO2 nicht außer Acht gelassen werden. Denn der Appell an den Endverbraucher, Fleisch im Allgemeinen weniger zu konsumieren, wird nicht ausreichend sein, dieses zweite Problem der industriellen Landwirtschaft in den Griff zu bekommen. Doch schlussendlich sind wir alle Endverbraucher und können der industriellen Landwirtschaft helfen, durch unser vernünftiges Konsumverhalten einen guten wirtschaftlichen aber auch ökologischen Weg in der Zukunft zu gehen. Und dieses Problem kann die Gemeinschaft in diesem Fall nur auch gemeinsam lösen. Das sind wir den kommenden Generationen mit großer Gewissheit schuldig. Denn auch wir fanden eine halbwegs intakte Erde vor und sind angehalten, eine solche auch unseren folgenden Generationen übergeben zu können.