Dürresommer - Naturphänomen oder Vorbote des Klimawandels
2022 haben wir mal wieder einen sehr heiß und trockenen Sommer erlebt. Aus zahlreichen Bundesländern Deutschlands wurden schwere Waldbrände gemeldet. Auch der Rest Europas blieb von verheerenden Feuern nicht verschont. Im vergangenen Sommer gab es laut dem European Forest Fire Information System so viele Waldbrände wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2006. Meldungen über Waldbrände, extreme Trockenheit und Hitzewellen erreichen uns mittlerweile immer öfter. Gefühlt ist fast jedes Jahr von einem sogenannten „Dürresommer“ die Rede.
Doch was genau versteht man eigentlich unter einem Dürresommer? Handelt es sich dabei um ein vereinzelt auftretendes Phänomen oder eine reale Bedrohung für unsere Zukunft?
Von Dürresommern reden wir im allgemeinen bei sehr heißen und trockenen Sommern. Dürresommer können jedoch auch auftreten, wenn es nur mäßig warm ist. Extreme Hitze und Hitzewellen sind nicht zwingend ein Kennzeichen. Definiert werden Dürresommer insbesondere durch zu wenig und sehr geringe Niederschläge. Langanhaltende fehlende Niederschläge führen mit unter zu extremer Trockenheit. Durch hohe Temperaturen kann dies aufgrund von erhöhter Verdunstung noch zusätzlich verstärkt werden. Dauert dieser Zustand besonders lange an und tritt wiederkehrend auf, trocknen die Böden aus und der Grundwasserspiegel sinkt. Es kommt zu einer Dürre.
Die Auswirkungen solcher Dürresommer sind für die Natur und deren Organismen teils verheerend.
Extreme Trockenheit führt häufig zu Missernten, da durch die langen und wiederkehrenden Niederschlagsmangel nicht nur die obere Bodenschicht sondern auch die tieferen Bodenschichten austrocknen. Böden und auch Wälder trocknen so förmlich aus. Dadurch steigt wiederum auch die Waldbrandgefahr extrem an. Der Effekt trockener Böden wird durch den Klimawandel und die damit einhergehende Erderwärmung noch zusätzlich verstärkt. Steigt die Durchschnittstemperatur um ein Grad an, dann kann die Atmosphäre 7% mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Daraus ergeben sich seltenere Niederschläge und wenn es regnet, dann häufig stärker. Die ausgetrockneten Böden können bei Starkregen aber nur einen Bruchteil des Wassers aufnehmen. Ein Großteil fließt ab, sodass die Bodenfeuchte gering bleibt und die Dürre fortbesteht. Als Folge dessen sind immer häufiger auch verheerende Überschwemmungen bei Starkregen zu beobachten. Fehlende Niederschläge in Verbindung mit extremer Hitze bewirken außerdem, dass die Pegelstände von Flüssen, Seen und Bächen sinken. Dies belastet die darin lebenden Pflanzen und Tierarten. Aber auch unsere Wirtschaft leidet unter den Auswirkungen des Klimawandels und den auftretenden Dürresommern. Sinkende Pegelstände von Flüssen beeinträchtigen immer öfter auch die Binnenschifffahrt. Viele Rohstoffe, wie z.B. Getreide, Heizöl, Benzin und Kohle, werden über Flüsse, wie die Elbe oder den Rhein, transportiert. Ein Abfall der Pegelstände führt hier dazu, dass die Schiffe und Frachter nur mit geringerer Kapazität beladen werden können. In Extremfällen muss der Transport sogar ganz eingestellt werden. Daraus ergeben sich wiederum steigende Transportkosten, was sich letztendlich auch auf die Verbraucherpreise auswirken kann und für uns anhand steigender Preise bemerkbar wird. Auch die produzierende Industrie kann unter dieser Auswirkung der Dürresommer leiden. Häufig befinden sich Produktionsstätten unmittelbar an Flüssen, da für die Produktion Kühlwasser benötigt wird. Sinkende Wasserstände können dann für solche Unternehmen eine Drosselung der Produktion bedeuten und somit wieder wirtschaftliche Einbußen bedingen.
Es zeigt sich also, dass die Folgen von vermehrten Dürresommern aufgrund des Klimawandels zahlreiche Bereiche unseres Lebens treffen könne - sei es unsere Wirtschaft, die Natur oder unsere Umwelt. Betrachtet man die Entwicklungen der letzten Jahre, so wird erkennbar, dass es sich nicht um vereinzelt auftretende Erscheinungen handelt. Bereits 2003 sprach man vom ersten Hitzesommer im neuen Jahrtausend. In diesem Jahr war die Dürreintensität im Oberboden bis 25 cm Tiefe in ganz Deutschland sehr hoch. Insbesondere betroffen war hier der Süden Deutschlands. Hier war sogar der Gesamtboden - also die Bodenschichten bis in eine Tiefe von 2 Metern - stark ausgetrocknet.
Erneute Dürresommer in Deutschland gab es laut dem Helmholtz Zentrum für Umweltforschung dann von 2015 bis 2022. Das Ausmaß der Dürren seit 2015 ist dabei beispiellos. Beschränkte sich die extreme Dürreintensität im Gesamtboden 2003 lediglich auf den Süden Deutschlands, so ist in den Jahren seit 2015 bis heute immer nahezu ganz Deutschland von einem extrem trockenen Gesamtboden geprägt. Eine solch dichte Aufeinanderfolge von so extremen Dürresommern und Trockenheit gab es in der Zeit vor der Jahrtausendwende nie.
Somit zeigt sich ganz klar, dass auch Deutschland von der Zunahme solcher Wetterextreme aufgrund des Klimawandels nicht verschont bleibt. Es ist natürlich nicht zwingend jede Dürre oder Hitzewelle direkt der Klimaerwärmung zuzuschreiben. Solche Wetterextreme treten schon immer vereinzelt auf. Aber eben nur vereinzelt. Der Klimawandel ist unumstritten in Gange. Klimawissenschaftler*innen prognostizieren schon länger eine Zunahme der Häufigkeit von Dürren aufgrund des Klimawandels.
Die Dürresommer der letzten Jahre zeigen uns nicht nur, dass diese Entwicklung bereits an Fahrt aufgenommen hat. Sie bereiten uns andererseits auch auf die uns noch bevorstehenden Herausforderungen vor. Geht der Klimawandel weiter voran wie bisher, werden die Häufigkeit und die Intensität von Dürren und Trockenheit noch weiter zunehmen. Die Auswirkungen werden uns dann noch härter treffen. Werden dann beispielsweise Ernteausfälle und Missernten aufgrund der Wasserknappheit immer häufiger, hat dies zwangsläufig auch negativen Einfluss auf unsere Versorgungssicherheit. Nahrungsmittelknappheiten können dann auch für uns zur Herausforderung werden. Ebenso ein Sinken des Grundwasserspiegels aufgrund anhaltender und häufiger Trockenheit kann in Deutschland zum Problem werden. Gut 70% des Wassers in Deutschland stammen aus Quell- und Grundwasser. Dies kann in Zukunft eine ernste (Trink-)Wasserknappheit für uns bedeuten. Schon in den vergangenen Dürresommern wurde vereinzelt in einigen Regionen Deutschlands dazu aufgerufen, den Wasserverbrauch zu reduzieren. Ebenso wurden auch Wasserentnahmeverbote verhängt. Die Zunahme von Trockenheit und Dürre kann also auch die Trinkwasserversorgung ernsthaft gefährden, sodass vielleicht irgendwann nicht mehr nur eine Reduktion des Verbrauchs gefordert wird, sondern die Versorgung eventuell sogar zusammenbrechen könnte.
Diese und weiter Herausforderungen werden in Zukunft aber nicht nur uns in Deutschland beschäftigen. Der Klimawandel ist ein globales Problem und betrifft die gesamte Weltbevölkerung. Deshalb ist es für uns alle wichtig, sich mit der Problematik auseinanderzusetzen. Regierungen und Wissenschaftler der ganzen Welt beschäftigen sich bereits seit einigen Jahren mit den Probleme und Herausforderungen des Klimawandels. 2015 schlossen beispielsweise 197 Statten das Pariser Klimaabkommen, welches vorsieht den Anstieg der Durchschnittstemperatur auf maximal 1,5 °C zu begrenzen um so das Voranschreiten des Klimawandels zu verhindern. Auch die Bundesregierung ist Teil dieses Abkommens und erarbeitet vorsorgend Klimaanpassungsstrategien, welche uns für länger anhaltende Dürren und Trockenperioden besser vorbereiten sollen.
Doch auch jeder einzelne kann im alltäglichen Leben etwas tun, um seinen CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Denn insbesondere die Verringerung vom Treibhausgas-Ausstoß ist das wirksamste Mittel um den Treibhauseffekt und somit den Klimawandel aufzuhalten. Sei es Fahrrad statt Auto zu fahren, auf Inlandsflüge zu verzichten oder der Kauf regionaler Produkte - einen kleinen Beitrag kann jeder leisten. Auch wenn es auf den ersten Blick als nicht viel und unbedeutend erscheint, angesichts der großen und weltweiten Herausforderung die uns bevorsteht, ist es doch wichtig, dass sich jeder zunächst einmal mit dem Thema befasst. Wir müssen eine Sensibilität für die bevorstehenden Herausforderungen schaffen und uns dessen bewusst werden, das Klimawandel, Dürresommer und andere Wetterextreme uns alle betreffen und unser Handeln erfordern.